Schneefall, Frühlingswärme, Gewitter – Oder einfach ein ganz normaler März

So viel Abwechslung wie im Moment hatte das Wetter schon lange nicht mehr zu bieten. Mit stürmischen Winden wechselt sich der Frühling quasi mit dem Winter ab. Ungewöhnlich ist das keineswegs, eher völlig normal für einen typischen mitteleuropäischen März.

Das momentane Auf und Ab der Temperaturen ist einer raschen Abfolge verschiedener Tiefdruckgebiete geschuldet, zudem bilden sich entlang der Frontalzone immer wieder Luftmassengrenzen mit starken Niederschlägen aus. Bisheriger „Höhepunkt“ in Sachsen war wohl der 10./11. März mit einem ruppigen Übergang von Frühlingswetter zum Spätwinter.

Kräftige Gewitter in frühlingshafter Luft

Besonders der Dresdner Raum war dabei von, für Mitte März ungewöhnlich kräftigen, Gewittern betroffen. Im Vorfeld eines Regengebietes bildeten sich, etwa ab jenen Regionen östlich von Chemnitz, zunächst starke Regenschauer: Radarbild 14:50 (10.03.2023). Westlich einer gedachten Linie Döbeln-Altenberg entwickelten sich auch zunehmend Gewitter, mit einem Schwerpunkt an der Westlichen und Nordwestlichen Dresdner Stadtgrenze. Ein starkes Gewitter zog dabei etwa von Wilsdruff bis an die Polnische Grenze in die Oberlausitz.

Gewitterzelle gegen 15:15 Uhr vor den Toren Wilsdruffs

Einher ging das Gewitter mit kräftigem Starkregen, die kalibrierten Radarsummen lassen Summen von lokal 10 bis 15 mm vermuten. Zudem kam es vereinzelt zu größeren Graupelansammlungen und starken Böen. Am 10. März konnte Dresden-Hosterwitz zudem mit 15,5°C die deutschlandweit höchste Temperatur verzeichnen.

Wetterumschwung

In der Nacht zum Samstag folgte dann der Durchzug des Tiefdruckgebietes – und mit ihm eine Winddrehung auf Nord. Der Regen ging in Schnee über, sodass sich bis ins Flachland eine Schneedecke bildete. Das 12-Stunden Maximum des Samstages betrug dann in Hosterwitz nur noch 2,8°C, in der Nacht zu Sonntag sank dort die Temperatur auf -3,3°C, im Ergebnis also ein Temperatursturz von 18,8 Grad in ca. 41 Stunden.

Ein paar Schneereste halten sich im Schatten wacker – aufgenommen am 12. Mrz

Frühlingstemperaturen und die erste Gewitterlage im Süden

Zum Wochenbeginn wird es wieder deutlich milder, im Südwesten sind am Montag bis zu 22°C möglich. In Sachsen wird es mit bis zu 15°C zwar nicht ganz so warm, frühlingshaft sind diese Temperaturen dann aber allemal. Schwerpunktmäßig wird zudem in Baden-Württemberg und Bayern die erste starke Gewitterlage des Jahres anstehen, ungewöhnlich früh:

Berechnungen des Französischen Lokalmodells AROME

In Frankreich befindet sich am morgigen Montag eine ziemlich labile und gut gescherte Luftmasse, sodass hier auch Superzellen im Bereich des Möglichen sind. In Baden-Württemberg nimmt die Labilität zwar ab, die Scherung bleibt allerdings erhalten, sodass organisierte Strukturen wahrscheinlich sind.

Lange werden die frühlingshaften Temperaturen nicht anhalten, bereits am Mittwoch sind wieder Schneeschauer bis ins Tiefland möglich. Das Auf und AB geht also weiter.

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Spätwinterliches Februar-Ende

In den letzten vier Tagen des Monats zeigt sich der Februar noch einmal von seiner winterlichen Seite, bis ins Flachland gibt es zumindest kurzzeitig Schnee, den Staueffekten des Erzgebirges sei Dank.

Synoptisch haben wir es aktuell mit einer ausgeprägten Atlantikblockade zu tun. Über den Britischen Inseln hat sich ein kräftiges Hochdruckgebiet „eingenistet“, welches nahezu alle Tiefdruckstörungen vom Atlantik abhält – trotz einer starken Zyklogenese über Neufundland in Folge eines Kaltlufteinbruches an der US-Westküste. An der Ost- und Südostflanke des Hochdruckgebietes liegt aktuell ein nicht gerade schwacher Trog, welcher bis nach Südfrankreich reicht.

Nachdem es am 23. Februar mit bis 14°C bis 16°C (Tx DD-Strehlen: 14,6°C) nochmals frühlingshaft mild wurde, setzte sich am dem Nachmittag zunehmend Tiefdruckeinfluss mit Niederschlägen durch. Schon etwas sommerlich anmutend kam es dabei vom Schwarzwald bis in die Lausitz sogar zu konvektiven, teils orographisch getriggerten Niederschlägen. Baden-Württemberg konnte dabei sogar leichte CAPE-Werte aufweisen, einen Blick ins nebenstehende Stuttgarter Sounding ist die Wetterlage zumindest einmal wert. Den Auftakt zum „Winterwetter light“ brachte dann eine Kaltfront am Nachmittag des 24. Februar:

Hinter einer recht schwachen Kaltfront sickerte nach und nach kühlere Polarluft ein. Am Samstag kam es bei einer nördlichen Strömung zu teils kräftigen Niederschlägen – feuchte Polarluft und der Stau des Erzgebirges spielten hier nahezu perfekt zusammen. In den tiefsten Lagen fiel am Tag meist Schneeregen, ab ca. 200 durchweg Schnee und ab spätestens 350 m bildete sich eine geschlossene Schneedecke aus. Eine kleine Auswahl der Schneehöhen vom Sonntagmorgen:

  • Deutschneudorf-Brüderwiese: 21 cm
  • Lauenstein: 15 cm
  • Karsdorf: 10 cm
  • Stolpen: 8 cm
  • Dresden Flughafen: 2 cm

Am Sonntag waren dann Schnee- und Graupelschauer an der Tagesordnung:

Die kommenden Nächte werden wieder verbreitet mit mäßigem bis strengem Frost einher gehen, tagsüber wird es bei meist viel Sonnenschein (ausgenommen der Montag) unterhalb von 400 Metern zumeist nicht für Dauerfrost reichen – der Sonnenstand ist schon zu weit fortgeschritten. So frühlingshaft wie zuletzt wird es vorerst aber erstmal nicht werden.

Winter, Frühling und Herbst – drei Jahreszeiten in zwei Wochen

Viel Abwechslung bringt der Februar in die Wetterküche, in nicht einmal 2 Wochen war von drei Jahreszeiten etwas dabei. Winter ist derweil inzwischen erstmal nicht in Sicht.

Die ersten Frühlingsboten…

Auf zwei gewittrige Kaltfronten zu Monatsbeginn folgt zunächst einmal eine Abkühlung auf februar-typische Temperaturen. Nachdem es am 06. Februar noch vereinzelt zu Schneefällen kam setzte sich anschließend Hochdruckwetter durch – diesmal mit viel Sonne. Für Dauerfrost reichte die Luftmasse nur an wenigen Tagen und nur ab etwa 400 m ü. NN, doch klare Nächte ließen die Temperaturen tief sinken:

Aktuell kann bedenkenlos die Karte des gesamten Monats für die Tiefsttemperaturen der „Kältephase“ um den 7. Februar herum verwendet werden – nahezu alle Werte stammen aus dieser. In Sachsen wurden die tiefsten Temperaturen fast ausnahmslos am 07. oder 08. Februar gemessen, mit bis zu -17,5°C in Deutschneudorf-Brüderwiese. So geht Winter, der aber lange hielt dieses Wetter nicht…

Nach einigen Tagen mit Temperaturen um 4°C bis 7°C herum erreichte uns ab dem 15. Februar ein Schwall milder Luftmassen und brachte einige Tage Vorfrühlingswetter. Ein halbwegs sonniger 17. Februar brachte im Südwesten Deutschlands lokal über 16°C, Dresden-Hosterwitz meldete immerhin 14,2°C. Am 18. Februar wurde es verbreitet nicht mehr ganz so warm – außer am Alpenrand. Mit Föhnunterstützung hat Garmisch-Patenkirchen (BY) 20,1°C gemessen, erstaunlich für Mitte Februar. Allerdings wurden weder Februar-Stationsrekord (21,4°C am 29.02.1960) noch Februar-Deutschlandrekord (24,5°C im Jahr 1900 in Arnsberg (NW)) erreicht.

Die frühlingshaften Temperaturen wurden begleitet von viel Wind, verbreitet gab es Böen von 65 bis 85 km/h, örtlich mehr. Am Sonntag steht zudem noch viel Regen auf dem Plan – Herbstwetter.

Stürmischer Kaltfrontdurchgang

Ein wechselhafter, regnerischer und milder Monatsbeginn liegt hinter uns. Mit einer Kaltfront kam es dabei regional zu recht windigem Schauerwetter, auch Blitz und Donner waren lokal wieder dabei. Die „Abwechslung“ beim Wetter hält aber nicht lange, die neue Woche beginnt ruhig und sonnig.

Postfrontale „Schauer-Bewölkung“ am 03. Februar

Grund für das stürmische Wetter war das Tiefdruckgebiet „Pit“ über der westlichen Ostsee. In der Höhe kaum zu erkennen, am Boden aber äußerst wetterwirksam zog das kleine Tief im Verlaufe des Freitags von den Färöer-Inseln bis ins südliche Polen und mit ihm auch sein Frontensystem. Die Warmfront brachte ab den Nachtstunden zunächst Landregen, nach einer kurzen Regenpause folgte am Nachmittag dann die Kaltfront nach.

Besonders ab dem südlichen Brandenburg bis ans Erzgebirge intensivierte sich die Front und brachte lokal Starkregen und Graupelschauer. In der Lausitz war gelegentlich auch ein Gewitter dabei, ebenso im Erzgebirge. Begleitet wurde die Kaltfront von teils schweren Sturmböen. Langenlipsdorf (BB) und Berlin-Brandenburg meldeten mit 95 km/h bzw. 92,2 km/h beispielsweise jeweils schwere Sturmböen. In Sachsen wurde die stärkste Böe abseits vom Fichtelberg (124,6 km/h) in Großpostwitz-Denkwitz (Kr. Bautzen) mit 83,9 km/h gemessen. Dresden-Klotzsche meldete immerhin 78,8 km/h.

Die kommende Woche wird hingegen wieder deutlich weniger turbulent. Unter Hochdruckeinfluss ist ab Dienstag teilweise fast ganztägiger Sonnenschein zu erwarten. Tagsüber gehen die Temperaturen leicht ins Plus, Nachts ist strenger Frost möglich – unauffälliges Februarwetter.

Eine Gewitterlinie zum Februarauftakt

Der erste Tag des neuen Monats hatte gleich etwas zu bieten: Von den Niederlanden bis ans Erzgebirge legte eine Gewitterlinie über 500 Kilometer zurück – für einen 01. Februar definitiv beachtlich. Ein kurzer Rückblick auf den kleinen „Höhepunkt“ des Wetters in der ersten Februarwoche.

Signifikante Frontensysteme oder Tiefentwicklungen gab es keine, auf den Analysekarten der britischen und deutschen Wetterdienste waren immerhin schwache Fronten bzw. eine Konvergenz erkennbar. Dennoch entwickelte sich auf dem Radarbild scheinbar ein kleines Tiefdruckgebiet mit einer schwachen, aber langlebigen Gewitterfront. Auf dem nebenstehenden Radarbild ist das scheinbare Frontensystem deutlich erkennbar und besonders am westlichen Rand der „Front“ waren häufig Gewitter mit von der Partie:

Die Abbildung zeigt sämtliche erfasste Blitze am 01. Februar 2023 (lightningmaps.org). Eindrücklich ist die Zugbahn der Gewitter im Tagesverlauf erkennbar, speziell mit dem Schwerpunkt von (Ost-) Friesland bis ins mittlere Erzgebirge. Der Wind spielte sich meist im Bereich 60 bis 80 km/h ab, was aber gerade in den Gebirgsregionen für Schneeverwehungen sorgte.

Januar-Rückblick – Ein Monat mit zwei Gesichtern

Der erste Monat des Jahres legte gleich mit Rekorden los, aber auch eine winterliche Phase war dabei. Ein Rückblick auf einen Monat, der eigentlich von fast allem etwas zu bieten hatte.

Rekordwarmer Beginn

Der Neujahrstag brachte deutschlandweit Höchsttemperaturen von 15°C bis knapp 20°C – ein Novum in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen. Auch nach diesem extrem milden Start blieb es deutlich zu warm, in der ersten Januarwoche lagen die Höchstwerte teils an keinem Tag unter 10°C und Frost war in den Städten ohnehin Mangelware. Nach einer kleinen „Delle“ bei den Temperaturen ging es zur Monatsmitte rasch wieder hoch auf Werte von 10°C bis 13°C – in den Karten deutete sich aber etwas Winter an…

„Wintereinbruch“ im Januar

Beinahe schon unerwartet meldete sich, zumindest in den höheren Lagen, aber auch der Winter wieder zurück. Zunächst waren dabei noch einige Niederschläge in fester Form mit von der Partie:

Etwas Winterwetter zum Ende der zweiten Januardekade

Schneefälle am 18. Januar schafften eigentlich eine gute Grundlage für etwas nachhaltigeres Winterwetter. Vom Atlantik bis nach Kasachstan baute sich eine sehr starke Hochdruckzone auf – in der Folge gab es für weite Teile des Landes eine ausgeprägte Inversionswetterlage. Nur die Berge konnten etwas Sonnenschein erhaschen, in den Tälern blieb es grau und kalt. Oft gab es dabei Nebel, und die Frostgrenze lag bei etwa 300 bis 400 m ü. NN. Nebel und Frost bildeten dabei bizarre Raureif- und Eisablagerungen:

Im Osterzgebirge führte die Last von Schnee und Eis nicht selten zu größerem Eisbruch an Laubbäumen. Unterhalb von etwa 200 m blieb es meist im Plus, erst oberhalb von 400 m stellte sich Dauerfrost ein. Mit gelegentlichen Schneefällen hielt die winterliche Lage etwa bis zum 29. Januar an – immerhin knapp 2 Wochen Winterwetter ab den mittleren Lagen, in Zeiten von Klimaerwärmung ist das im Januar ja auch nichts selbstverständliches mehr.

Im sächsischen Flächenmittel schloss der Januar mit einer Mitteltemperatur von 3,3°C ab, 4,5 K über dem langjährigen Mittel (1961-1990). Der Niederschlag lag im Normalbereich (96 %), durch die langanhaltende Inversion lag die Sonnenscheindauer mit 62 % allerdings deutlich unter dem langjährigen Mittel. Auch der Januar 2021 und 2022 ist in dieser Hinsicht ähnlich einzuordnen, was auch zum Trend der deutlich „grauer werdenden“ Januarmonate liegt. Seit der Jahrtausendwende ist der Januar in Sachsen durchschnittlich um etwa 20 Stunden sonnenscheinärmer geworden. Möglich etwa wäre ein Zusammenhang mit zunehmenden Hochdruckwetterlagen aufgrund abnehmender Temperaturdifferenzen durch die Erwärmung der Pole – das sind aber aktuell nur Spekulationen. Auffällig ist seit dem Herbst ebenso das nahezu vollständige Ausbleiben von Sturmlagen – ungewöhnlich für einen Winter in Mitteleuropa.

Stürmisches und wechselhaftes Januarwetter

Nach dem Rekordstart hat der Januar inzwischen etwas von einem Herbstmonat: regnerisch und windig. Angesichts der Hochwasserlage in den westlichen und südlichen Mittelgebirgen schauen wir etwas über den Tellerrand hinaus – und nächste Woche steht ja auch schon wieder Winterwetter an.

neblig-trübes „Winterwetter“

Zumindest beim Blick auf die Großwetterlage haben wir es aktuell mit ganz typischem Mitteleuropa-Winter zu tun. Ein Tief folgt auf das nächste und lädt dabei einiges an Regen ab. Auch der Wind spielt eine ziemlich bedeutende Rolle. Eine klassisch zonale Wetterlage prägt die aktuelle Witterungsphase, was auch beim Blick auf die Wetterkarte deutlich wird:

Besonders im Weststau des Sauerlandes kommt es im Rahmen der Westwetterlage aktuell zu kräftigen Stauniederschlägen im Dauerregen-Charakter. Seit Monatsbeginn sind lokal bereits deutlich über 200 l/m² Niederschlag gefallen. Spitzenreiter mit Stand des Morgens des 15. Januar ist Meinerzhagen-Redlendorf im Märkischen Kreis mit 228,1 l/m² seit Monatsbeginn:

Neben dem Sauerland und Westerwald sind aktuell auch Eifel, Hunsrück, Schwarzwald sowie Harz und Thüringer Wald Schwerpunkte hoher Regensummen. Besonders das Sauerland bekommt es teils auch mit Hochwassern und Überflutungen zu tun, in einigen Regionen werden da böse Erinnerungen wach. Der Südosten Deutschlands ist von kräftigen Regenfällen momentan quasi ausgenommen, auch das ist klassisch für eine Westlage, der Einfluss trockenerer kontinentaler Luftmassen ist besonders im Osten bedeutsam. Luv-Effekte tun dann noch ihr Übriges.

Für Sachsen interessant wurden insbesondere zwei Kaltfronten, jeweils eine am Freitag und am Sonntag. Zunächst zum Freitag:

Radarbild 10:00 MESZ – Kachelmannwetter

Ein überraschend gut organisiertes Segment entwickelte sich in Mittelsachsen an der Kaltfront – mit überraschend ansehnlichen Strukturen:

Kaltfront westlich von Dresden

Auf die Kaltfront folgte nun recht windiges Aprilwetter und es sicherte Höhenkaltluft ein, es kam zu Schauern, welche vom richtigen Standpunkt aus sehr schön anzusehen waren:

Eine weitere Kaltfront folgte am Sonntagmorgen, diesmal war aber insbesondere der markante Temperatursturz hervorzuheben:

Im Beispiel Dresden-Strehlen sank die Temperatur innerhalb weniger Minuten von über 11 Grad auf knapp unter 6 Grad. Wind spielte eine eher untergeordnetere Rolle.

In der neuen Woche steht dann eine Abkühlung auf jahreszeit-angemessene Temperaturen an:

Ab den mittleren Lagen ist dann auch gebietsweise wieder Dauerfrost wahrscheinlich. Ob es auch seit längerem wieder für Schnee reichen wird bleibt aber noch abzuwarten, ebenso unklar ist es, wie lange die kühlere Episode anhalten wird. Lange andauern wird das „Winterwetter light“ aber wohl eher nicht…

Extreme Milde dauert an – Hasel-Blühbeginn im Elbtal

Das extrem milde Wetter im neuen Jahr geht unvermindert weiter und phänologisch ist der Frühling nah – nichts erinnert aktuell daran, dass wir uns eigentlich mitten im Hochwinter befinden. Ein kurzer Rückblick auf die erste Woche des Januars.

Ein Haselstrauch in der Vollblüte – ein seltener Anblick an einem 07. Januar

Schaut man in die Natur, so könnte man die Entwicklungen eher mit einem Tag im März verbinden. Haselsträucher, welche eigentlich den Beginn des Vorfrühlings markieren, stehen in den milderen Regionen in der Blüte und erste Frühblüher setzen zarte Farbakzente in sonst noch recht triste Landschaften. Es ist nicht nur gefühlt viel zu mild für die Jahreszeit, die Temperaturen bestätigen es.

Der wärmste Tag der aktuellen Mildphase war unerreicht der 31. Dezember 2022 mit Temperaturen nahe der 20°C-Marke. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen für drei Stationen der Region (01. bis 07. Januar):

  • Dresden-Strehlen: 13,4°C
  • Dippoldiswalde-Reinbg.: 11,9°C
  • Zinnwald-Georgenfeld: 7,2°C

Im Deutschlandmittel liegt jener Wert aktuell bei 11,1°C, auf Sachsen bezogen bei 11,5°C. Verglichen mit dem langjährigen Mittel (1961-1990) sind diese Werte ca. 9 bis 11 Grad zu hoch. Den bisher wärmsten Januar finden wir im Jahr 2007 – am Monatsende stand im deutschen Flächenmittel eine Mitteltemperatur von 4,8°C, das entspricht einer Abweichung von +5,3 K. Aktuell stehen wir bei etwa +9 K, ziemlich jenseits von gut und böse. Je nach Verlauf der zweiten Monatshälfte steht somit ein erneuter Rekordmonat zur Debatte, normales Winterwetter ist derzeit nicht im Ansatz in Sicht.

Rekord-Luftmasse bringt wärmsten Jahreswechsel seit Aufzeichnungsbeginn

Das außergewöhnliche Jahr 2022 schließt mit Rekorden ab, 2023 beginnt mit den nächsten Rekorden: Temperaturen wie im Mai lassen den Jahreswechsel zum wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden und das neue Jahr beginnt absolut außergewöhnlich.

Ein absolut fotogener Sonnenaufgang am letzten Tag des Jahres

Rückblick auf 2022

Das Jahr 2022 war wettertechnisch in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Voraussichtlich wird 2022 als das wärmste und sonnigste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Statistik eingehen. Besonders bemerkenswert war der März mit Rekord-Sonnenschein, der Sommer mit extremer Dürre, schweren Waldbränden und Hitzerekorden, ein rekordwarmer Oktober sowie fast schon sommerliche Wärme am Silvestertag. Das Jahr in Zahlen, für Deutschland:

  • Temperatur: 10,5°C (+2,3 K); vorl. Rekord
  • Niederschlag: 670 l/m² (-15 %)
  • Sonnenschein: 2025 Stunden (+30%); Rekord

… und für Sachsen:

  • Temperatur: 9,9°C (+1,8 K)
  • Niederschlag: 580 l/m² (-16 %)
  • Sonnenschein: 2015 Stunden (+30 %)

Datenquelle: Pressemitteilung des DWD vom 30.12.2022

Rekord-Silvester

Ursache für den außergewöhnlich warmen Jahreswechsel war eine milde Südwestwetterlage (Südwest antizyklonal), wie wir sie im vergangenen Jahr nicht gerade selten erlebt haben. In 850 hPa erwärmte sich die Luftmasse auf verbreitet 5°C bis 12°C, über Österreich entwickelte sich sogar eine 15-Grad-Blase. Dazu gesellte sich ein kräftiger Wind, welcher tagsüber nicht selten Sturmstärke erreichte.

Naturgemäß wurden die mildesten Temperaturen im Süden gemessen, eine kleine Auswahl der deutschlandweit wärmsten Station des Silvestertages:

  • Wielenbach (BY): 20,8°C
  • Ohlsbach (BW): 20,3°C
  • Müllheim (BW): 20,3°C
  • München-Stadt (BY): 20,0°C
  • Metzingen (BW): 19,8°C

Mit Ausnahme von Müllheim und München stellen alle Werte neue Dezember-Monatsrekorde für die jeweilige Station dar. Der bisherige deutschlandweite Rekord für Silvester lag bei 17,0°C, dieser wurde mit Leichtigkeit geknackt. Der deutschlandweite Allzeitrekord für den Monat Dezember war allerdings nicht in Reichweite, er liegt bei 24,0°C und wurde am 16.12.1989 in Müllheim gemessen. In Sachsen gestaltete sich der letzte Tag des Jahres nur unwesentlich kühler, aber ebenso rekordverdächtig. Alle der folgenden Messwerte (nur eine kleine Auswahl der höchsten Werte) sind gleichzeitig neue Dezemberrekorde für die jeweilige Station:

  • Dresden-Hosterwitz: 19,4°C (Messbeginn 01/1949)
  • Dresden-Strehlen: 19,1°C (Messbeginn 01/1936)
  • Hoyerswerda: 18,4°C (Messbeginn 01/2010)
  • Bad Muskau: 18,0°C (Messbeginn 06 1936)
  • Leipzig/Halle: 17,9°C (Messbeginn 01/1934)
  • Dresden-Klotzsche: 17,7°C (Messbeginn 01/1934)
  • Leipzig-Holzhausen: 17,6°C (Messbeginn 12/1863)

Wetterstationen mit langen Zeitreihen eignen sich besonders gut zur Beurteilung von neu aufgestellten Rekorden, weshalb gerade Leipzig-Holzhausen heraussticht.

Im sächsischen Flächenmittel lag das Tagesmittel der Temperatur am 31.12.2022 bei 13,7°C. Zum Vergleich: In der Referenzperiode 1961-1990 stellt dieser Wert eigentlich die Durchschnittstemperatur eines 30. Mai bzw. 13. September dar. Der Vergleichswert für den 31. Dezember beträgt durchschnittlich -0,95°C, somit war der Silvestertag 2022 knapp 14,7 Grad zu warm.

Allmählicher Beginn der Haselblüte

Und gerade, als man denkt, es geht nicht noch absurder als Mai-Temperaturen zu Silvester, kommt 2023. De facto exakt zu Mitternacht werden Monatsrekorde für den Januar gebrochen. In Dresden-Hosterwitz lag dieser bisher bei 17,5°C vom 10. Januar 1991, kurz nach Mitternacht werden an jener Station allerdings schon 18°C gemessen. Der Höchstwert für den Neujahrstag beträgt dort 18,5°C um 01:30 Uhr, neuer Rekord. Und nicht genug der Absurditäten, die 18,5°C markieren für Sachsen voraussichtlich einen neuen Allzeit-Januarrekord (bisheriger Rekord: 18,4°C im Jahr 1994 in Aue).

Einen Blick über den Tellerrand geworfen: In Ohlsbach (BaWü) wurde an Neujahr 2023 ein Höchstwert von 19,4°C gemessen, für einen neuen deutschlandweiten Januar-Allzeitrekord hat dies aber nicht gereicht (20,7°C am 30.01.2002 in Landsberg (BY)).

Ein bisschen Abwechslung…

Windig und wechselhaft hat das Wetter in der letzten Woche des Kalenderjahres begonnen. Einige Tiefdruckgebiete brachten zumindest synoptisch etwas „Spannung“ in die Wetterküche.

Verglichen mit diversen anderen Dezembermonaten kann das aktuelle Wetter ohne ein schlechtes Gewissen als langweilig eingestuft werden. Flächig winterliche Weihnachten gab es zuletzt vor 12 Jahren, der „Jahrhundert-Orkan“ Lothar ist schon 23 Jahre her. Spannung geht anders, aber Jammern nützt ja auch nichts.

Ein kleines bisschen davon brachte der 26. Dezember. Hauptakteur war ein Tiefdruckkomplex vor Skandinavien sowie ein Wellentief über der Ostsee:

DWD-Bodenanalyse vom 26. Dezember

Aufgrund einer recht gut gescherten Luftmasse war tagsüber mit stärkeren konvektiven Umlagerungen (oder auch einfach nur Konvektion) zu rechnen. Zum Nachmittag machte sich eine überraschend gut organisierte Schauerlinie auf dem Weg in die Region: Radarbild 13:40 Uhr (Kachelmannwetter). Neben kurzzeitigem Starkregen und kräftigen Böen war lokal auch kleinerer Graupel mit von der Partie.

Aufzug des Schauers über Freital

Zum Abend erreichte dann die Kaltfront Sachsen, die stärksten Erscheinungen spielten sich in der nördlichen Landeshälfte ab (Radarbild). Besonders anschaulich sind die beiden Durchgänge in den Messwerten des Dresdner Flughafen zu sehen. Neben den Windspitzen ist auch der typische Ausschlag beim Luftdruck sowie der Temperaturabfall erkennbar:

Ergänzend noch die sachsenweit stärksten Böen des Montages:

  • Fichtelberg (1213 m): 87,1 km/h
  • Nossen (306 m): 67,7 km/h
  • DD-Klotzsche (228 m): 66,6 km/h

Für Sturmböen hat es zwar nur in den Hochlagen gereicht, angesichts der Tatsache, dass Herbst und Winter bisher ohne einen einzigen Sturm einhergingen, sind aber selbst diese stürmischen Böen einen kurzen Artikel wert.

Für den Silvestertag sieht es aktuell weiterhin nach rekordverdächtig warmem Wetter aus, in Baden-Württemberg sind 17 bis 19 Grad weiterhin recht wahrscheinlich. In Sachsen ist – nach heutigem Stand – mit Höchstwerten von 14 bis 17 Grad zu rechnen (höhere Lagen ausgenommen). Für neue Dezemberrekorde wird es aller Voraussicht nach nicht reichen, neue Dekadenrekorde sind aber absolut denkbar. Aufgrund aktuell deutlich wärmerer Witterung als noch vor einigen Tagen berechnet, wird der Monat wohl doch deutlich über dem Mittel 1961-1990 abschließen, ca. 0,7 bis 1 K positive Abweichung sind nun im Deutschlandmittel zu erwarten.